Der Reisesekretär mit Kopiervorrichtung war für die Vervielfältigung von handgeschriebenen Briefen und Zeichnungen ausgelegt.

Klappe auf, Klappe zu, Knopf gedrückt und schon ist sie da, die Kopie. Dabei vergessen wir gerne, dass dieser fast tägliche Vorgang im Büro seinen Ursprung bereits vor über 230 Jahren hatte!

Schwierige Korrespondenz
James Watt wurde als Erfinder der Dampfmaschine bekannt. Aber dass er auch den ersten Kopierer patentiert hatte, dürfte den wenigsten bekannt sein. Am 14. Februar 1780 erhielt der Erfinder sein Patent für das 1. Modell seines Vervielfältigers, der von der „James Watt & Company in Soho/Birmingham“ in den Folgejahren vertrieben wurde. Angefangen hatte alles damit, dass Watt darüber nachdachte, wie er die Korrespondenz mit seinem Geschäftspartner Matthew Boulton besser in den Griff kriegen konnte: Auf seinen Geschäftsreisen zu verschiedenen Dampfmaschinen-Projekten war er häufig frustriert, wenn er die Antworten seines Partners nach Wochen bekam, aber selbst nicht mehr genau wusste, was er eigentlich ursprünglich angefragt hatte.

Jefferson kopierte auch mobil
Das Problem schienen auch andere Personen zu kennen, denn schon kurz nach der Erfindung benutzten Persönlichkeiten wie Thomas Jefferson, Benjamin Franklin und George Washington die Watt-Kopierpresse. Jefferson hatte sich sogar für zwei Modelle entschieden, die es auf dem Markt gab: Sowohl das stationäre Modell als auch die tragbare Variante waren in seinem Besitz.

Papier präparieren
Das Exponat, das im TECHNOSEUM zu sehen ist, ist auch eines der transportablen Modelle. Drei Kilo schwer und aus Mahagoni-Holz und Messing gefertigt, war es für die Vervielfältigung von handgeschriebenen Briefen und Zeichnungen ausgelegt – die Schreibmaschine war zu dem Zeitpunkt noch nicht erfunden. Klappte man den Kasten der Kopierpresse auf, enthielt der obere Teil eine falt- und aufstellbare Schreibunterlage, unter der sich verschiedene Fächer für Stifte, Federhalter und Kopierpapier befanden. Damit die Vorlagen, die mit einer Spezialtinte geschrieben wurden, vervielfältigt werden konnten, musste das Kopierpapier in der so genannten „Damping Box“ zunächst vorbehandelt werden: Dazu füllte man das metallbezogene Schubfach mit klarem Wasser auf und legte bis zu 24 Blatt Papier ein. Nach 12 Stunden waren alle Blätter gut durchfeuchtet und zum Kopieren einsatzbereit – zumindest für die nächsten zwei Wochen, bis sie wieder vollständig eingetrocknet waren.

Kopieren brauchte Zeit
Im unteren Teil des Kastens war der Kopierapparat untergebracht: Das Original legte man auf die Kopierplatte zwischen die filzbezogene hochklappbare Deckelplatte und packte darauf das feuchte Kopierpapier. Als Abdeckung diente ein Ölpapier. Indem man nun die beiden Messingwalzen mit dem Handgriff an der Seite langsam drehte, wurde durch den Druck die Spezialkopiertinte des Originals von dem feuchten Blatt spiegelverkehrt aufgenommen und auf das leere Blatt übertragen. Nun hieß es warten, denn es dauerte bis zu 24 Stunden bis die Kopie in einem aus saugfähigem Papier gefertigten „Trockenbuch“ vollständig getrocknet war. Das wirft den nächsten Druck auf den Bedienerknopf des Kopierers doch in ein anderes Licht.