Die Stiftung TECHNOSEUM wurde 2010 ins Leben gerufen, um das Museum in seiner Aufgabe als Bildungsstätte zu unterstützen und langfristig angelegte Projekte zu ermöglichen. Der Stiftungsvorsitzende Prof. Dr. Dietmar von Hoyningen-Huene zieht eine erste Bilanz.

TECHNOSEUM: Die fehlenden Fachkräfte in naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen beschäftigen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wie können ein Museum und eine Stiftung dazu beitragen, den Mangel auszugleichen?
Hoyningen-Huene: In der Tat wird der Fachkräftemangel vor allem in den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen immer mehr zum Engpass für innovative Unternehmen, von denen unsere Wettbewerbsstärke und damit letzten Endes unsere Wirtschaftskraft und unser Wohlstand abhängen. Diesen Mangel kann man dadurch beseitigen, dass wir bereits Kinder und Jugendliche erleben lassen, wie spannend die Beschäftigung mit Naturwissenschaft und Technik ist und wie viel Spaß sie machen. Damit machen wir Lust auf ein Studium und einen Beruf in diesen Bereichen. Genau diese Aufgabe erfüllt das TECHNOSEUM als außerschulischer Lernort.

TECHNOSEUM: Wo steht die Stiftung TECHNOSEUM heute?
Hoyningen-Huene: Im Dezember 2010 wurde die Stiftung TECHNOSEUM Mannheim durch Urkunde des Regierungspräsidiums Karlsruhe ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital in Höhe von 50.000 Euro hatte der Museumsverein für Technik und Arbeit zur Verfügung gestellt und damit die Anschubfinanzierung geleistet. Das Stiftungskapital beläuft sich gegenwärtig auf rund 265.000 Euro. Diese Summe setzt sich zusammen aus den genannten 50.000 Euro Grundstockvermögen und Zustiftungen von bislang 215.000 Euro.

TECHNOSEUM: Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre für die Stiftung?
Hoyningen-Huene: Damit die Stiftung das TECHNOSEUM in der Weise unterstützen kann, dass weiterhin ein attraktiver Betrieb und interessante Ausstellungskonzepte sowie eine gute pädagogische Betreuung möglich sind, muss der Kapitalstock der Stiftung stark ausgebaut werden. Hier wünsche ich mir, dass Unternehmen, bestehende Stiftungen mit ähnlicher Zielrichtung und vermögende Privatpersonen sich entsprechend engagieren. Die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer etwa haben die Schirmherrschaft für die Aktion „Jugend erlebt Technik“ übernommen mit dem Ziel, entsprechende Zustiftungen bei ihren Mitgliedern anzuregen.

TECHNOSEUM: Wo sehen Sie die größten Potenziale und wo die größten Hindernisse, die auf die Stiftung zukommen?
Hoyningen-Huene: Große Stiftungen und Unternehmen betreiben immer stärker eine gezielte Nachwuchsförderung. Und es gibt Privatpersonen, die in einem technisch-naturwissenschaftlichen Beruf erfolgreich waren, und die eine Förderung als bleibendes Vermächtnis sehen.
Das größte Hindernis sehe ich in der aktuell niedrigen Zinssituation und natürlich auch in der Tatsache, dass gegenwärtig ähnliche Aktionen für andere Projekte in Mannheim laufen.

TECHNOSEUM: Wie wollen Sie diese Kontakte in Zukunft ausbauen?
Hoyningen-Huene: Der Aufbau einer Stiftung gelingt nur durch persönliche Ansprache; dies ist ein aufwändiger Prozess, der erst im Laufe der Jahre zum Erfolg führen wird.

TECHNOSEUM: Die Stiftung TECHNOSEUM will vor allem dazu beitragen, insbesondere die Studienanfänger in den MINT-Fächern und den Ingenieurstudiengängen zu erhöhen.  Sie haben Ihre Karriere mit einem Ingenieurstudium begonnen, womit wurde die Faszination Technik und Naturwissenschaft bei Ihnen geweckt?
Hoyningen-Huene: Technik und Naturwissenschaft hat mich von frühester Kindheit an interessiert und begeistert. Von meinem 4. bis zum 8. Lebensjahr wohnte ich auf einem Bauernhof. Der Hofbesitzer fuhr ein Auto Baujahr 1937, das ständig repariert werden musste. Bei diesen Reparaturen war ich immer dabei und war fasziniert, dass das Fahrzeug am Ende wieder lief.

TECHNOSEUM: Warum braucht es für Kinder und Jugendliche heute noch besondere Anreize?
Hoyningen-Huene: Früher haben wir Spielzeugautos einfach auseinander gebaut und haben im wörtlichen Sinne die Funktion begriffen. Kinder benutzen heute früh jede Menge technischer Spielzeuge und sind von Natur aus interessiert an der Funktion. Die Funktionsweisen sind aber wesentlich komplexer geworden. Informationen über technische Phänomene liefern aber zum Beispiel die vielen Experimentierstationen im TECHNOSEUM. Genau dies weckt das Interesse und die Begeisterung an Technik.

TECHNOSEUM: Hätten Sie damals ein Museum wie das TECHNOSEUM besuchen können, hätte das Ihre Laufbahn beeinflusst?
Hoyningen-Huene: Natürlich hätte der frühzeitige Besuch eines dem TECHNOSEUM vergleichbaren Museums meine Laufbahn beeinflusst. Meine Mutter hat mir zum Abitur eine mehrtätige Reise nach München geschenkt und ich hatte ausführlich Gelegenheit, das Deutsche Museum zu studieren.

TECHNOSEUM: Waren Sie mit Ihren eigenen Kindern bereits einmal im TECHNOSEUM?
Hoyningen-Huene: Natürlich war ich mit meinen Kindern mehrfach im TECHNOSEUM und es hat gewirkt, denn mein Sohn ist heute promovierter Ingenieur.
Heute gehe ich mit meinen vier Enkelkindern und den Familien meiner Kinder ins TECHNOSEUM. Drei Enkelkinder sind auch im VDIni-Club aktiv.

TECHNOSEUM: Welches ist Ihr liebstes Experiment im TECHNOSEUM?
Hoyningen-Huene: In der Elementa 3 das Experiment der virtuellen Realität, einer modernen Konstruktionsmethode, die wir im Zusammenwirken mit der Firma John Deere und engagierten Professoren der Hochschule Mannheim eingerichtet haben, und die hier beispielhaft von Schülern erprobt werden kann.