Wer heute schnell ein Duplikat von einem Dokument benötigt, kopiert es einfach. Vor noch über 200 Jahren war das Kopieren reine Handarbeit: Man zeichnete nämlich mit einem Storchenschnabel.

Tierische Namensgeber
Eine Kopie in 10-facher Vergrößerung oder 50-prozentiger Verkleinerung ist am Kopierer mit wenigen Tastendrucken erledigt. Elektrische Tasten waren beim Pantographen, der in Deutschland wegen seiner langen und gelenkigen Stäbe auch als „Storchenschnabel“ oder „Affe“ bekannt wurde, nicht zu finden. Der Begriff Pantograph ist griechischen Ursprungs und bedeutet übersetzt „Alleszeichner“ oder „Allesschreiber“. 1603 von dem Jesuitenpater, Optiker und Astronomen Christoph Scheiner erfunden, fand das Zeichengerät im 17. Jahrhundert schnell in den verschiedensten Bereichen eine Anwendung: ob nun im Bau- oder Ingenieurwesen oder beim  Militär. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte ein Pantograph in jedes Zeichenbüro.

Verkleinern, vergrößern, vervielfältigen

Ein Storchenschnabel besteht aus vier gelenkigen und miteinander verbundenen Stäben. Wollte man etwa eine Zeichnung vergrößern, musste man zuerst den Storchenschnabel im unteren Loch des linken Stabes befestigen. Ein Fahrstift – das ist der Stift, der die Vorlage der Zeichnung nachfährt – wurde dann in die Gelenkverbindung der beiden kurzen Stäbe eingesetzt, während der Zeichenstift im unteren Loch des rechten Stabes zu finden war. Der Zeichenstift gibt die gleichen Bewegungen wie der Fahrstift wieder, nur in einer verkleinerten bzw. vergrößerten Dimension: Indem man den Fahrstift entlang der Vorlagenzeichnung bewegte, folgte auch der Zeichenstift in einem größeren bzw. kleineren Verhältnis. Tauschte man die beiden Stifte in den entsprechenden Halterungen, änderte sich auch das Verhältnis und statt einer Vergrößerung entstand eine Verkleinerung.

Die Funktionsweise eines Pantographen ist hier bildlich sehr gut dargestellt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pantograf

Wie es im Video funktioniert, kann man hier sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=6ph5VPuhO9s

Präzises Zeichenutensil
Der Storchenschnabel, der im TECHNOSEUM zu sehen ist, stammt von ca. 1780 und zeigt bereits eine Weiterentwicklung des „Allesschreibers“: Gut zu sehen sind die Halterungen für die Stifte sowie die angebrachten Räder, die das Gerät stützen sollten und ein reibungsloses Gleiten auf dem Papier erlaubten. Für die Aufbewahrung des kostbaren aus Messing und Elfenbein gefertigten Zeichenutensils war ein eigener Holzkasten vorgesehen.

Wo im TECHNOSEUM? Zu sehen auf der Ebene B