Columbus war 1492 mit seiner Flotte nach Indien unterwegs und entdeckte dabei nur zufällig die neue Welt. Mit einem Marinechronometer wäre ihm das wahrscheinlich nicht passiert. Die großen Entdecker und Seefahrer des späten 18. Jahrhunderts kamen ohne Marine-chronometer gar nicht mehr aus.

 


Auf hoher See
Bis zur Erfindung des Marinechronometers Mitte des 18. Jahrhunderts war es nicht möglich, den genauen Kurs zu ermitteln. Um die geografische Länge zu kennen, war es notwendig, die Zeit an dem jeweiligen Ort, an dem das Schiff gerade unterwegs war, mit der mitgeführten Zeit des Heimathafens zu vergleichen. Der Längengrad wurde aus der Differenz errechnet, eine Stunde entsprach dabei 15 Längengraden. 1714 setzte das englische Parlament bis zu 20.000 Pfund Preisgeld für denjenigen aus, der die Längenbestimmung auf 1 Grad genau bestimmen konnte. Dem Tischler und Uhrmacher John Harrison gelang es schließlich, einen Chronometer – die H 4 – zu bauen, der die genaue Zeit des Heimathafens während der gesamten Seereise anzeigen konnte. Doch bevor er das Preisgeld annehmen konnte, musste sein Seechronometer H4 (= Harrisson Version 4 des Chronometers) 1762 eine Testfahrt nach Jamaika überstehen. Die H4 zeigte auf der 81-tägigen Fahrt nur eine Gangabweichung von 5 Sekunden! Neben John Harrison, entwickelten in den Folgejahren der Franzose Pierre LeRoy und die Engländer John Arnold, Thomas Earnshaw sowie Thomas Mudge weitere Modelle und formten den Marinechronometer zu einem hochpräzisen und transportablen Zeitmessinstrument aus.

Navigationshilfe aus dem Kasten
Der im TECHNOSEUM ausgestellte Marinechronometer befindet sich in einem doppelten Holzkasten, der ihn gut schützt. Der äußere Kasten ist aus Nussbaum gearbeitet, innen ist er mit einem Stoffbezug versehen. Die Seiten und der Deckel werden durch einen Lederriemen mit Schnappe umschlungen, so dass er gut zu transportieren war. Der innere Kasten ist aus Mahagoni und mit aufwendigen Messingbeschlägen gefertigt sowie mit einem Schloss versehen. Der obere Teil des Kastens kann aufgeklappt werden, die mit einem Federverschluss und einem Druckknopf versehene Deckelplatte ist separat vollständig abklappbar und zeigt den Chronometer.

Der Chronometer selbst ist dosenförmig und aus Messing gefertigt. Das kreisrunde Zifferblatt zeigt am äußeren Rand in römischen Ziffern Stunden und Minuten, ein separates kleineres Zifferblatt in arabischen Ziffern die Sekunden an. Darüber befindet sich ein weiteres Zifferblatt mit der Bezeichnung Auf-/Ab-Anzeige mit den Ziffern 8, 16, 24 usw. bis 56. Dies ist eine Gang-Reserve, die  anzeigt, wie viele Stunden der Chronometer auf See noch läuft.

Wo im TECHNOSEUM? Zu sehen auf der Ebene A.