Drais hatte seine Erfindung als Stenographiermaschine konzipiert.

Was für ein Jubiläum! 2017 wird Freiherr Karl von Drais für seine größte Erfindung gefeiert: Die Laufmaschine, mit der er vor 200 Jahren zu seiner ersten Ausfahrt aufbrach. Kaum einer weiß dabei, dass der Forstmeister und Professor für Mechanik weitaus mehr erfunden hat als den Vorläufer des Fahrrades, so etwa einen Klavierrekorder, einen sparsamen Holzofen und eine Schnellschreibmaschine.

Ein Schreibklavier muss her
Die Laufmaschine war schon vier Jahre alt, als Karl Drais 1821 das Schreibklavier erfand. Der Hintergrund war ein rein privater: Sein Vater, Karl Wilhelm Ludwig Friedrich von Drais von Sauerbronn, drohte zu erblinden. Damit der Geheimrat weiter seiner Arbeit als Oberhofrichter nachgehen konnte, erfand sein Sohn Karl eine mechanische Schreibhilfe – das Schreibklavier mit 25 fühlbaren Buchstabentasten. Er prägte – ähnlich dem Prinzip des Franzosen Braille von 1825– aus Punkten zusammengesetzte Buchstaben auf Papierstreifen. Karl Drais wählte für jeden von 25 Buchstaben eine eigene Taste, die er im Quadrat von fünf mal fünf Tasten anordnete. Das Papier wurde dabei auf einer Walze mit Uhrwerk aufgespult und so durch die Schreibmaschine gezogen.

Aus 5×5 wird 4×4
Die Weiterentwicklung des Schreiklaviers kam zehn Jahre später: die Schnellschreibmaschine. Schnell, weil man damit vor allem schneller schreiben sollte: Drais hatte sie als Stenographiermaschine konzipiert. Dazu hatte er sie mit nur noch 16 Buchstabentasten belegt, bei denen die Tasten teilweise doppelt in einer 4×4-Anordnung angelegt waren. Die Schnellschreibmaschine, die in der Sonderausstellung „2 Räder – 200 Jahre“ im TECHNOSEUM zu sehen ist, ist eine reine Rekonstruktion aus dem Jahr 1988 des Holzgehäuses ohne Mechanik. Sie wurde in der Schreinerei des Museums gebaut. In der oberen Fläche des Holzkastens sind mittig vier mal vier quadra­ti­sche abwärts­ an­ge­ord­nete Buchsta­ben­tas­ten versenkt.

Innenleben unbekannt
Wie schon beim Schreibklavier wurde ein Papierstreifen durch eine Spule mit Uhrwerk aufgerollt, durch die Maschine gezogen und dabei von den Buchstaben „gestanzt“ bzw. geprägt. Buch­sta­ben, die auf den Tasten fehlten, erzeugte man durch das gleich­zei­tige Drücken mehre­rer Tas­ten. Wie die Mechanik im Inneren der Maschine aussah, ist dagegen völlig unbekannt, weil weder eine Maschine noch ein Bauplan erhalten geblieben sind.

Wo im TECHNOSEUM? In der Sonderausstellung „2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades“ noch bis zum 25. Juni 2017 zu sehen.