Die Kantine: Hier trifft man sich zum Austausch.

Seit 2011 besteht nun schon unsere Kooperation mit dem Shanghai Science and Technology Museum. Bestandteil der Zusammenarbeit ist ein Mitarbeiteraustausch: Jährlich besucht uns ein/e Mitarbeiter/in aus China und ein/e Kollege/in darf Shanghai entdecken. In diesem Jahr hat unser Kollege Stefan Mattern aus der IT-Abteilung die Chance, in die chinesische Kultur einzutauchen. Hier ist sein Bericht zum Essen in Shanghai:

Wissensvermittlung in der Kantine
Ich bin nun seit fast vier Wochen in unserem Partnermuseum Shanghai Science and Technology Museum tätig und neben der sehr interessanten täglichen Arbeit in einem sehr netten und aufgeschlossenen Team spielt das Alltagsthema „Essen“ eine wichtige Rolle in der Kommunikation untereinander. Alle Kollegen und Kolleginnen – auch diejenigen, die nur wenig Englisch sprechen – beteiligen sich engagiert an der Diskussion und versuchen, mir die vielfältigen Seiten der Chinesischen Küche nahezubringen.

Das Küchenteam im SSTM

Erster Ort der Wissensvermittlung ist die Kantine des Museums, die ab 11:30 Uhr verschiedene Gerichte bietet. Es gibt die Wahl zwischen einem Fleisch- oder Fischgericht sowie Beilagen, die meist aus Gemüse oder Kartoffeln bestehen, einer Suppe sowie einer Schüssel Reis. Obst, Yoghurt und ein Fruchtsaft als Getränk wird ebenfalls angeboten. Für das Ganze werden 10 RMB per Chipkarte entrichtet – dies entspricht etwa 1,50 € (subventioniertem) Essenspreis. Meist ist die Menge nicht zu schaffen – es wird in China generell immer mehr aufgetischt als letztlich gegessen werden kann. Das Tischgespräch dreht sich dann häufig um die Inhalte und Bestandteile der Gerichte, für deren korrekte englische Übersetzung ich öfter einmal die App des Smartphones zu Rate ziehe.

Die Sichuan-Küche zeichnet sich durch viel Chili aus.

Was wo gerne gegessen wird
Die chinesische Küche ist äußerst vielfältig, sowohl was die Anzahl der regionalen Spezialitäten als auch die der jeweiligen Bestandteile anbelangt. Grundsätzlich werden acht unterschiedliche Kochregionen unterschieden: in Zentralchina wird angeblich alles gegessen – mit Ausnahme der eigenen Artgenossen. Die am schärfsten gewürzten Speisen (Chili, verschiedene Pfeffersorten) stammen aus der südwestlichen Provinz Sichuan (Hauptstadt Chengdu), im Norden des Landes dominieren Nudeln als Beilage, auch Pfannkuchen und eine Art Dampfnudeln mit verschiedenen Füllungen sind sehr populär.

Meine Lieblingsmaultaschen - einfach lecker!

Hier an der Ostküste sieht es etwas anders aus: Häufig ist neben dem in ganz China angebotenen Schweinefleisch auch Fisch im Angebot. Meine absolute Lieblingsspeise sind derzeit die mit verschiedenen Füllungen (Fleisch, Fisch, Gemüse) erhältlichen Maultaschen, deren Hülle aus Teig besteht und die entweder in heißem Dampf gegart oder nach dem Garungsprozess noch knusprig angebraten werden. Jeden Freitag werden sie auch in der Kantine als ein Spezialangebot offeriert.

Reismaultaschen zum Drachenbootfest

Zum Drachenbootfest werden speziell in Blätter eingehüllte dreieckige Maultaschen gegessen, die mit klebrigem Reis und einer Fleischfüllung versehen sind. Selbstverständlich gibt es auch saisonale Spezialitäten in Shanghai: mit Krebsfleisch gefüllte Maultaschen, im heißen Sommer kalte süßlich schmeckende Bohnensuppe oder hippe Getränke (Heytea) und Gerichte (Cremetasche mit Hülle aus geröstetem Schweinefleisch) die nur durch langes sehr langes Anstehen zu ergattern sind. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Sitte, alle bestellten Gerichte gleichzeitig zu servieren, so dass der Tisch zum Abstellen kaum noch ausreicht und die Gerichte eher lauwarm als heiß gegessen werden.

Ansturm bei Heytea in Shanghai

Asiatische Küche trifft…
Im Straßenbild dominieren die kleinen Restaurants, die den ganzen Tag verschiedene Gerichte zu günstigen Preisen offerieren – sie haben in Shanghai die Garküchen auf der Straße fast vollständig ersetzt: Bei einem Bummel in der Mittagspause zu einem nahe gelegenen Café, waren alle ganz begeistert von einem kleinen Stand, der geröstete Süßkartoffeln zum Kauf anbot. Selbstverständlich musste ich eine rosa Kartoffel probieren: heiß und schmackhaft. Das riesige Angebot an Restaurants wird in den letzten Jahren zunehmend durch international operierende Ketten wie McDonalds, Burger King und KFC erweitert, die sich zunehmender Popularität erfreuen. Aber auch andere asiatische Küchen (japanisch, koreanisch, thailändisch) lassen sich öfter antreffen, ergänzt durch europäische Angebote. Das dominierende Heißgetränk, der Tee, erhält immer mehr Konkurrenz durch ein wachsendes Kaffeeangebot internationaler Ketten wie Starbucks oder Costa’s Coffee, die überwiegend von der jüngeren Generation besucht werden. Unerwartet für mich war die große Anzahl an kleineren Bäckereien und Konditoreien, die aufwendige Torten und anderes Süßgebäck anbieten.

Bezahlen per App
In fast allen Restaurants besteht inzwischen die Möglichkeit einer bargeldlosen Bezahlung mit Hilfe einer App, die mit einem Bankkonto verknüpft werden kann. Im Unterschied zu Deutschland, wo die Karten- oder Bargeldzahlung noch dominiert, wir hier mit Alipay oder der multifunktionalen Messenger-App WeChat nicht nur in Restaurants, sondern auch in vielen anderen Geschäften bezahlt.

Stefan Mattern