Das Auto-Velo wurde zwischen 1970 und 1975 in den Nürnberger Hercules-Werken hergestellt.

Heute trifft man sie vor allem auf Bahnsteigen an: Die Pendlerinnern und Pendler, die ihr Fahrrad dabei haben und es vor der Fahrt innerhalb kürzester Zeit platzsparend zusammenfalten, danach wieder aufbauen, blitzschnell wieder aufsitzen und weiterdüsen. Moderne Falt- oder Klappräder gehören zum heutigen Stadtbild. In den 1970er Jahren waren sie allerdings weniger Pendler-Fahrzeug als Autozubehör, so wie etwa das Auto-Velo.

Klappbares Hochrad
Wenige Kilogramm und leicht handhabbar – die Vorteile eines Klapprades liegen auf der Hand. Nahezu überall flexibel mobil zu sein, macht es so attraktiv. Ein weiteres Plus: Zusammengefaltet gilt es als Gepäckstück, die separate Fahrkarte kann man sich damit also sparen. Erfunden wurde das Klapprad bereits 1878, der Brite William Grout ließ es sich patentieren. Damals war es allerdings noch ein Hochrad mit Vollgummireifen, dessen Vorderrad sich in vier Segmente zerlegen ließ. Zusammen mit dem gefalteten Rahmen fanden diese in einem dreieckigen Koffer Platz.

Mobil im Krieg
Das Militär zeigte großes Interesse an den praktischen Klapprädern zu Beginn des 20. Jahrhunderts:  Verschiedene Modelle wurden speziell für den Kampfeinsatz entwickelt. So konstruierte der britische Motorrad-, Fahrrad- und Waffenproduzent BSA (Birmingham Small Arms Company) im Zweiten Weltkrieg ein Klapprad, das Fallschirmspringer beim Sprung mitführten und beim Einsatz auf dem Boden dann nutzten.

Konkurrenz auf vier Rädern
Für die breite Bevölkerung blieb das Fahrrad bis zur Zeit des Wirtschaftswunders das Fahrzeug Nummer 1. Mit der Massenmotorisierung der 1950er und 1960er Jahre kam die Konkurrenz auf vier Rädern angebraust: Die Straßen gehörten dem Auto, und der Drahtesel wird nahezu komplett verdrängt. Wer etwas auf sich hielt, fuhr Auto. Nur wer sich kein motorisiertes Fahrzeug leisten konnte oder noch keinen Führerschein besaß, fuhr weiter Zweirad: Hausfrauen, Kinder und Jugendliche. Der Imageverlust des Fahrrades wirkte sich auch auf die Hersteller aus. Sie mussten um ihr Überleben kämpfen. Zahlreiche Produzenten verschwanden innerhalb weniger Jahre vom Markt oder sattelten um auf Kinder- und Jugendräder.

Das Auto-Fahrrad
Es gab jedoch eine Möglichkeit, das Fahrrad mit dem Autoboom zu vereinbaren: Das praktische Klapprad konnte im Kofferraum verstaut und beliebig zum Fahren wieder herausgenommen werden. Das Auto-Velo, das in der Sonderausstellung „2 Räder – 200 Jahre“ zu sehen ist, ist ein solches Fahrrad und wurde zwischen 1970 und 1975 in den Nürnberger Hercules-Werken hergestellt. Mit seinen 14 Kilogramm ließ es sich einfach zusammenschieben, so dass man es bestens im Kofferraum des Wagens verstauen konnte. Lange Touren konnte man allerdings nicht damit zurücklegen: Das Fahren war wohl selbst auf Kurzstrecken eine unangenehme Herausforderung für Fahrerin und Fahrer. Für diesen Fall konnte man absteigen und es einfach in einem mitgelieferten Plastikkoffer transportieren.

Wo im TECHNOSEUM?
In der Sonderausstellung „2 Räder – 200 Jahre. Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades“, die noch bis zum 25. Juni 2017 zu sehen ist.