Das Amputationsbesteck stammt aus dem Jahr 1840.

Die Amputation von Gliedmaßen ist einer der schwerwiegendsten wie auch ältesten Eingriffe in der Chirurgie. Erste Beschreibungen, wie eine Amputation erfolgreich durchzuführen sei, gab es bereits im 1. Jahrhundert nach Christus.

Schnell sein bedeutete alles
Wenige Minuten und das Bein war ab: Ein guter Chirurg brauchte im 19. Jahrhundert nicht länger, um eine Amputation durchzuführen. Bedenkt man allerdings, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts hinein die Narkose noch unbekannt war und oft keinerlei Schmerzbetäubung vorgenommen wurde, erscheint der Eingriff aus heutiger Sicht mehr als grausam. Amputationen wurden damals hauptsächlich bei schweren Quetschungen oder Wundbrand durchgeführt; seit der Einführung von Schießpulverwaffen im 14. Jahrhundert vor allem in der Kriegschirurgie. Weil der hohe Blutverlust ein großes Risiko für den Amputierten bedeutete, wendete man bereits um 1700 das Abdrücken der Arterien mittels eines sogenannten „Schraubentourniquet“ an und band die durchtrennten Gefäße mit einem kräftigen Faden ab.

Alles griffbereit zur Amputation
Das Amputationsbesteck, das im TECHNOSEUM zu sehen ist, zeigt gut, dass sich der Aufbruch der modernen Medizin auch in den medizinischen Instrumenten widerspiegelt: Es stammt aus dem Jahr 1840 und wurde vom gelernten Messerschmied Joseph-Frédéric-Benoît Charrière (1803-1876), der den Bedarf an chirurgischen Instrumenten schnell erkannte, in Paris gefertigt. 1820 gründete Charrière seine eigene Firma für Instrumenten- und Apparatebau. Das Amputationsbesteck aus seiner Firma besteht aus einer Amputationssäge mit einem zusätzlichen Sägeblatt, einer Kettensäge, einer Knochenzange, sowie mehreren Amputationsmessern. Eine Arterienklemme und ein Tourniquet zum Abbinden vervollständigten das Set, das sich in einer mit rotem Leder gefütterten Mahagonikassette mit Messingbeschlägen befand. Charrière war für die hohe Qualität seiner Instrumente aus Stahl und Silber bekannt, die auch bei diesem Amputationsbesteck deutlich wird: Die meisten Instrumente sind signiert und aus poliertem Stahl mit Ebenholzgriffen hergestellt.

Wo im TECHNOSEUM? In der aktuellen Sonderausstellung „Herzblut – Geschichte und Zukunft der Medizintechnik“, die noch bis zum 7. Juni 2015 zu sehen ist.