Manche Musik ist zum Dahinschmelzen. Aber wussten Sie auch, dass es Plattenspieler gab, die zartschmelzende Schokoladenplatten abspielten? Im TECHNOSEUM können Sie die skurrile Erfindung bewundern.

Technik-Hype trifft Schoko-Wahn
Was nach einem Aprilscherz klingt, war tatsächlich eine geniale Marketingidee von Ludwig Stollwerck und Thomas Alva Edison. Der Kölner Schokoladenproduzent und der Erfinder trafen sich 1893 auf der Weltausstellung in Chicago. Sie waren von den Ideen und Entwicklungen des jeweils anderen begeistert. Edison präsentierte dort den Phonographen, ein Tonaufnahme- und Abspielgerät mit sich drehenden Walzen, in die Schallschwingungen geritzt sind. Stollwercks Exponat war zwar weniger innovativ, aber dafür optisch beeindruckend – und ein echter Leckerbissen: Er ließ einen „Schokoladen-Tempel“ bauen, der eine 12 Meter hohe Schoko-Nachbildung der Germania des Niederwalddenkmals zeigte.

Ein Produkt für (fast) alle Sinne
Gemeinsam gründeten der Technik-Visionär und der Schoko-Papst 1895 die „Deutsche Edison Phonograph Compagnie“ in Köln und schon bald war die Idee einer Schokoladen-Schallplatte geboren. Stollwerck stieß nämlich auf einen Spielzeug-Phonographen, der per Hand angekurbelt wurde und kleine Platten statt Walzen nutzte. Und was liegt da näher, als das Plattenmaterial durch Schokolade zu ersetzen?

Musikgenuss & Kalorienüberschuss
Im Spätjahr 1903 kam dann der Blech-Phonograph mit Schokoplatten auf den Markt und wurde der Renner im Weihnachtsgeschäft. Erhältlich war er mit Handkurbel oder aufziehbarem Uhrwerk. Unser Modell in der Ausstellung Mediengeschichte ist das Nachfolgemodell von 1904 – mit Holzgehäuse und Messingbeschlägen. Neben Schokolade konnte es auch Platten aus Hartgummi abspielen.
Die Schokoladen-Schallplatten kamen 1903 übrigens in „Qualität Extra-Zart“ und mit über 100 verschiedenen Liedern auf den Markt. Die Schoko-Tonträger konnte man etwa 10 Mal abspielen, dann war Schluss – wenn die Kinder überhaupt so lange der süßen Versuchung widerstehen konnten.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene F.