Auf dem Bild sind zu sehen (v.l.n.r.): Dr. Thomas Kosche, Leiter Sammlungen am TECHNOSEUM und Ehrhard Reissenweber.Jeder hat sie schon einmal bekommen: Feuerzeuge, Kugelschreiber oder Kalender, versehen mit dem Schriftzug einer Firma. Aus dem Marketing der Unternehmen sind Werbeartikel heutzutage nicht mehr wegzudenken, ganz gleich ob es sich um Gimmicks oder hochwertige Produkte handelt. In den Sammlungen des TECHNOSEUM spielen Alltags- und Firmengeschichte bereits eine wichtige Rolle, im Bereich der Werbeartikel können die Bestände nun erheblich erweitert werden: Das Museum übernimmt über 5.000 Objekte aus der Sammlung von Ehrhard Reissenweber. Der Brühler sammelte unter anderem Anstecker und Aufkleber, Tassen und Gläser, Modellautos und Plüschtiere vorrangig aus dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Bekannte Marken wie M&Ms, Milka, Haribo, Jägermeister oder Eichbaum sind vertreten. Nun wurde diese umfangreiche Sammlung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Viele Objekte aus dieser Sammlung sind ungewöhnlich und kurios, ob es sich nun um den überlebensgroßen Haribo-Bären, einen ferngesteuerten Coca-Cola-LKW, eine Luftmatratze mit Beck’s-Schriftzug oder um einen Zigarettenspender in Form einer Whiskyflasche handelt. Das älteste Exponat ist ein Haushaltskalender der Firma Liebig aus dem Jahr 1904, bei den jüngsten Produkten handelt es sich um Merchandising-Give-Aways rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Das Konvolut enthält Nützliches und noch mehr Unnützes, Wohlgestaltetes wie Geschmackloses, Interessantes wie Banales, und: Alle Objekte tragen ein Firmenzeichen und eine Werbebotschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht in erster Linie die auf Auktionen zu Höchstpreisen gehandelten Preziosen aus den Anfangstagen einer bestimmten Marke – vielmehr handelt es sich um Verbreitetes und allseits Bekanntes mit hohem Wiedererkennungswert. „Genau diese Vertrautheit mit Logos und Schriftzügen zeigt nicht zuletzt, wie allgegenwärtig Werbung in unserem Alltag bereits geworden ist“, so Dr. Thomas Kosche, Leiter Sammlungen am TECHNOSEUM. „Ebenso gut lässt sich anhand dieser Sammlung der manipulative Charakter von Werbeartikeln ablesen, etwa wenn Kinder als Zielgruppe ausgemacht und mit Plüschtieren und Süßigkeiten-Automaten beglückt werden.“

Von der Werbefigur zum Spielzeugklassiker
„Im TECHNOSEUM werden diese Objekte erfasst, dokumentiert und bewahrt und können der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – zumal es sich um Objekte handelt, die damals wie heute überwiegend als Wegwerfartikel galten und deshalb selten gesammelt wurden“, begründet Ehrhard Reissenweber seine Entscheidung, die Sammlung an das Museum zu geben. Im Jahr 1967 begann er als Geschäftsführer einer Warenhauskette, Werbeartikel aller Art zusammenzutragen, darüber hinaus ergänzte er die wachsende Sammlung durch viele ältere Stücke. Ein Highlight: eine so genannte „BILD-Lilli“ aus den 1950er Jahren. Ursprünglich eine Comicfigur, beschloss die Redaktion der Boulevardzeitung, eine Puppe als Werbemittel für das eigene Blatt zu produzieren. Ruth Handler, Mitbegründerin der amerikanischen Spielzeugfirma Mattel, entdeckte die Puppe 1958 bei einem Europa-Urlaub im Schaufenster eines Zeitschriftenladens – und schuf nach diesem Vorbild die legendäre Barbie-Puppe. Mit diesen ganz unterschiedlichen Objekten unterstreicht Reissenwebers Sammlung nicht zuletzt die wachsende Bedeutung des Merchandising für die Wirtschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts – eine Entwicklung, die bis heute andauert und keinesfalls abgeschlossen ist. Das TECHNOSEUM besitzt bereits eine umfangreiche Sammlung zum Thema Werbung, zu der Emaille- Schilder, Dosen und Plakate ebenso gehören wie Leuchtreklame, Warenautomaten oder Aufsteller fürs Schaufenster. Dr. Thomas Kosche: „Die Sammlung von Herrn Reissenweber ist für uns eine wichtige Ergänzung, die ihren ganzen Charme vor allem dann entfalten wird, wenn noch einige Jahre vergangen sind und zukünftige Museumsbesucherinnen und -besucher anhand dieser Objekte ihre eigene Kindheit und Jugend wieder entdecken können.“ So werden in den kommenden Jahren Teile dieser Sammlung in die Dauer- und Sonderausstellungen des TECHNOSEUM Einzug halten und gerade mit ihrer Alltäglichkeit für nostalgische Gefühle sorgen. Unter anderem werden Werbeartikel im Rahmen der Sammlungspräsentationen zu sehen sein, eine Reihe, die im Jahr 2011 mit „1001 Objekt zum Hören und Sehen“ ins Leben gerufen wurde und in den kommenden Jahren weitergeführt wird – unter anderem mit einer Schau zum Thema Werben und Verkaufen.