Das TECHNOSEUM kooperiert seit 2010 mit dem Shanghai Science & Technology Museum (SSTM), Bestandteil der Zusammenarbeit ist ein regelmäßiger Mitarbeiteraustausch. Marit Teerling vom TECHNOSEUM hospitiert seit September in China und berichtet, was passiert, wenn Chinesen Urlaub machen – und zwar alle gleichzeitig.

Menschenmassen und Riesengeschäft
Dicht gedrängt schieben sich die Besucher über die Pfade des künstlichen Dschungels, eine der Ausstellungen des SSTM. Stehen bleiben und sich die Bäume und Pflanzen genauer anschauen: unmöglich. In der Spinnen-Ausstellung ein Stockwerk höher ist kaum noch ein Durchkommen, nur wenige Besucher schaffen es an die interaktiven Stationen, an der man z.B. Netze weben oder die Greifmechanismen der einzelnen Spinnenarten nachvollziehen kann. Das Überraschende für mich: Keinen Besucher scheint das Gedränge sonderlich zu stören, alle verhalten sich ruhig und geduldig, auch die Kinder. In einer Stadt mit 23 Millionen Einwohnern ist man es augenscheinlich gewohnt, Teil einer großen Masse zu sein.

Ein Land macht Urlaub
Es ist „Goldene Woche“ in China: Erst das Mondfest am 30. September, der Tag, an dem der Mond am weitesten von der Erde entfernt ist und ein Feiertag, der traditionell im Kreise der Familie begangen wird. Dann der Nationalfeiertag am 1. Oktober, und im Anschluss eine Woche Urlaub am Stück. Ein Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern geht geschlossen in die Ferien, dieses Jahr waren deshalb 660 Millionen Menschen unterwegs, die meisten davon als Touristen im eigenen Land. Ein Riesengeschäft für die Metropole Shanghai, mit einer Nebenwirkung: Es ist alles gerammelt voll, wie man es sich in Deutschland nur schwer vorstellen kann – von den Ausfallstraßen über die U-Bahn bis hin zu den Sehenswürdigkeiten. An den Metrostationen sind diese Tage eigens Helfer postiert, die mit Fähnchen die Menschenströme in die einzelnen Waggons dirigieren, bis kein Blatt mehr zwischen die eingekeilten Passagiere passt.

Alle Kollegen im Einsatz
Bis zu 28.000 Besucher hat das SSTM, und zwar täglich. Das sind etwa fünfmal so viele Besucher, wie das Haus an normalen Tagen begrüßt – und mehr als das TECHNOSEUM im Laufe eines Monats empfängt. Schon eine halbe Stunde vor Öffnung des Museums bilden sich deshalb lange Schlangen an beiden Museumseingängen. Die meisten Museumsmitarbeiter sind im Sondereinsatz, auch die Kollegen an den Büro-Arbeitsplätzen sind zum Dienst im Ausstellungsbereich eingeteilt und versuchen, die Besucherströme bestmöglich zu kanalisieren. Mit dabei sind zahlreiche Rentner und Studenten, die das Museum in dieser Zeit als ehrenamtliche Kräfte zusätzlich unterstützen. Die 148.000 Besucher, die das SSTM allein in der „Goldenen Woche“ empfängt, sind für das Museum ein voller Erfolg.. Wer allerdings die Ausstellungen einmal richtig und ausgiebig erforschen möchte, der legt seinen Museumsbesuch auf einen späteren Termin – und verbringt die „Goldene Woche“ am besten zu Hause, mit der Familie und mit phantasievoll gefüllten Mondkuchen.