Als die ersten elektrischen Geräte im Haushalt Einzug hielten, waren sie für die Normalverdiener schlichtweg Luxusprodukte – eine Anschaffung wurde gut überlegt. Die Hersteller mussten umso mehr Überzeugungsarbeit leisten, wollten sie ihre teuren Neuentwicklungen in die deutschen Haushalte bringen. Mit der Erleichterung der Hausarbeit für die Frauen warben alle Hersteller, das war nichts Besonderes. Einige Hersteller entwickelten daher eine unglaubliche Kreativität darin, ihr Produkt mit Zusatzfunktionen auszustatten. Das lag schon deshalb nahe, weil es meistens der Elektromotor war, der das Gerät teuer machte. Was und wie viel Verschiedenes er antrieb, war hingegen zunächst einmal zweitrangig. So verfielen die Hersteller mitunter auf abenteuerliche Ideen:  Eine Küchenmaschine wurde etwa zusätzlich mit einer Unkrautvernichterspritze versehen oder ein Rasierapparat mal eben schnell zu einem Warnblinker umfunktioniert.

Kleiner Kobolt mit vielen Aufgaben
Als Vorwerk den Kult-Staubsauger Kobolt zu Beginn der 1930er Jahre auf den Markt brachte, sollte er die Erfüllung des Märchens von den Heinzelmännchen in die eigenen vier Wände bringen: Der Staubsauger drückte sich vor keiner Ecke und keiner Arbeit. Die Ingenieure erweiterten schnell das Repertoire des Kobolts: Mit einem Aufsatz versehen wurde aus dem Staubsauger im Handumdrehen eine „Heißluftdusche“ für die Haare, also ein Fön. Damit man sich nicht den vorher aufgesaugten Staub in die Haare blies, musste der Fönaufsatz vor jedem Gebrauch in umgekehrter Richtung durchgeblasen werden. Und nicht nur den Haaren konnte der Kobolt seinen Dienst erweisen: Mit dem Aufsatz wurde er auch zum Zerstäuber für Parfüm und Desinfektionsmittel im Haus. 1950 kam schließlich der Kobolt mit Trockenhaube auf den Markt, den Loriot in seinem Sketch „Heinzelmann“ über Vertreterbesuche verewigte. Die Entwickler sahen aber noch weitaus mehr Potential im Kobolt, so dass er in den 1960er Jahren als multifunktionales Gerät angepriesen wurde, das nicht nur mit Spiritus einen Kraftfahrzeugmotor entfetten, sondern auch Kopfkissenfedern reinigen und umfüllen konnte!

Der ideale Reisebegleiter: perfekte Bundfalten und heißer Kaffee!
Bügeln gehört heute zu den meistgehassten Aufgaben im Haushalt. Ganz besonders problematisch wird es auf Reisen, wo ein Knick in der Krawatte zum organisatorischen Problem wird. Dass das auch in den 1950er Jahren der Fall war, ist ziemlich wahrscheinlich. Jedenfalls ist es kaum vorstellbar, dass Geschäftsreisende beim Falbu Faltenbügler nicht in Verzückung geraten sind: Er sorgte nicht nur für perfekt glatte Krawatten und akkurate Bundfalten, sondern brachte auch Wasser zum Kochen! Denn der Heizstab, der die Bügelflächen heiß hielt, konnte entnommen und als Tauchsieder benutzt werden, um sich beispielsweise schnell einen Kaffee aufzubrühen.

Vierfach hält besser
Ein echter Tausendsassa war der Rasierapparat Praktikus der Murrhardter Elektrogeräte GmbH aus den 1960er Jahren. Je nach Lust und aktueller Mode konnte die Gesichtsbehaarung mit dem Bartstutzer bzw. Langhaarschneider wieder in die gewünschte Form gebracht werden. Ein Mann von Welt schien sich aber in den Augen der damaligen Entwickler nicht mit einem Rasierer zufrieden zu geben: So konnte der handliche Helfer im Handumdrehen mit dem entsprechenden Aufsatz wahlweise zu einer Taschenlampe, einem Warnblinklicht oder sogar einem Massagegerät umfunktioniert werden –  und Mann war für nahezu jede Lebenslage gerüstet!

Die ultimative Universalmaschine
Ein Gerät, mit dem Mann und Frau glücklich werden konnten? Auch das gab es in den 1960er Jahren! Der Haushaltsmotor Electro-Ass Piccolo war der Inbegriff dessen, was multifunktional damals möglich war: In der Küche machte sich Piccolo vor allem als Mixer und Rührgerät nützlich. Mit dem richtigen Aufsatzzubehör aber drehte er in Männerhänden so richtig auf: Ein Schmirgel- und Polieraufsatz machten ihn zur Polier- und Bohnermaschine. Neben Küche und Werkraum fand er auch im Garten nützliche Verwendung: Die Kombination des Motors mit einer Unkrautvernichterspritze machte wieder Platz für die dekorative Blumenpracht. Nur eine Frage bleibt offen: Was passierte, wenn Piccolo gleichzeitig in Küche und Garten gebraucht wurde?