Kaffeemaschine Wigomat von 1958

Als die Firma Gottlob Widmann & Söhne GmbH in Schwenningen sich 1954 ihre „Wigomat“ patentieren lassen, ist die Kaffeemaschine eine echte Revolution:
Die erste elektrische Kaffeemaschine, die in der Lage ist, echten Filterkaffee zuzubereiten! Im Prinzip funktionierte sie wie schon zu Großmutters Zeiten:  Das heiße Wasser läuft über einen Filter mit Filtertüte und Kaffeepulver in die Kanne.  Zusätzlich wird hier der Kaffee durch eine Wärmeplatte warm gehalten. Ein Fortschritt gegenüber den davor üblichen Perkolatoren: Der Kaffee läuft nur einmal durch und wird nicht wieder und wieder über das Mahlgut geleitet. Der Kaffee aus der Filterkaffeemaschine behält also besser sein Aroma – aber nur, wenn man ihn nicht stundenlang auf der Warmhalteplatte stehen lässt.

Kaffeemaschine Melitta Look M 620 von 1998

Festes Büroinventar
Jahrzehnte lang blieb die Filterkaffeemaschine ein nicht wegzudenkendes Haushaltsgerät für zu Hause und im Büro. Seit den 1990er Jahren wird sie jedoch mehr und mehr verdrängt. Das hängt weniger mit grundsätzlich neuen technischen Entwicklungen zusammen als vielmehr mit einer veränderten Arbeits- und Kaffeekultur.

Moderne Kaffeekultur
Einerseits sind die Qualitätsansprüche gestiegen. Früher musste Kaffee vor allem heiß und stark sein. Heute legt man Wert auf bestimmte Kaffeesorten und auf eine Zubereitung, die das Aroma schont. Dadurch wurden Kaffeevollautomaten interessant, die die ganzen Bohnen jeweils ganz frisch für die nächste Tasse mahlen, was für den Aromaerhalt optimal ist. Hinzu kommt, dass man die Stärke des Kaffees individuell regeln kann. Eine gestiegene Nachfrage führte dazu, dass diese Automaten zwar auch heute noch wesentlich teurer sind als die klassischen Filterkaffeemaschinen,  eine kleinere Firma sich die Anschaffung aber durchaus leisten konnte.

Kaffe in Kapseln, Bild: Nespresso

Pads und Tabs verdrängen Filter
Andererseits hat sich die Lebens- und Arbeitswelt verändert. Es gibt mehr Singlehaushalte und im Familienleben überlappen sich die Zeitpläne der einzelnen Mitglieder nur noch selten. Ein gemeinsames Frühstück mit Kaffeetrinken oder der klassische 4-Uhr-Kaffee finden höchstens noch am Wochenende statt. Ähnlich sieht es in den Betrieben aus: Eine gemeinsame Kaffeepause mit allen Teamkollegen ist eher die Ausnahme, häufiger ist die Tasse Kaffee zwischendurch, am Schreibtisch, wenn es eben gerade passt. Maschinen, die einzelne Tassen schneller und mit weniger Aufwand  produzieren können als es eine Filterkaffeemaschine es vermag, werden immer beliebter.  So erklärt sich unter anderem der Siegeszug der Pad- und Kapselmaschinen.  Auch ein Grund: Der anspruchsvolle Kaffeegenuss wird mit verschiedenen Sorten und Geschmacksrichtungen zelebriert. Bei einer gemeinsamen Kaffeepause kann man so nicht nur sein eigenes Wunscharoma wählen, sondern auch den Wunschkaffee zubereiten: Cafè Crema, Latte Macchiato oder doch lieber einen Espresso?

Das klassische röchelnde Geräusch, das Filterkaffeemaschinen von sich geben  – vor allem, wenn sie mal wieder entkalkt werden sollten –  ist daher im Alltag nur noch selten zu hören.  Vielleicht ist es aber auch ein Klagelied um ihrer Endlichkeit willen, das sie anstimmen, wer weiß?

Wir reichen diesen Beitrag ein zur Blogparade des Museumshelden