Als Carl Benz am 29. Januar 1886 unter der Nummer 37435 das Patent auf seinen Motorwagen erhielt, war das Auto offiziell geboren. Doch wer hat wann in der Werkstätte und im Betrieb Benz einen originalen Benz gekauft? Das verrät das Lieferverzeichnis der Familie.
Benz in Frankreich
Jede Abgabe und Auslieferung eines Automobils ist in diesem Lieferverzeichnis handschriftlich mit Datum und Empfänger sowie Ort vermerkt: Gernsbach, Hildesheim, München und Augsburg tauchen ebenso auf wie Paris. Die französische Hauptstadt sogar mehrfach, der Empfänger ist immer Emile Roger. Wozu Roger so viele Automobile benötigte? Er verkaufte sie in Frankreich einfach weiter. Roger war damit der erste Vertreter der Mannheimer Fabrik und verkaufte in der Anfangszeit von Benz die meisten Autos. Bis 1893 verkaufte Benz von den insgesamt 69 produzierten Autos gut 60 Prozent nach Frankreich. Dass vor allem Frankreich Interesse bekundete, kam nicht von ungefähr – die Franzosen hatten zu dem Zeitpunkt die besseren Straßen und standen neuen Fahrzeugen aufgeschlossen gegenüber.
Firmengeschichte hautnah
Nach den Kriegsgeschehnissen ist es ein kleines Wunder, dass dieses Verzeichnis aus der frühen Firmengeschichte von Benz & Cie überhaupt existiert. 2016 hatte das TECHNOSEUM mehrere tausend Objekte aus dem Besitz der Familie Benz im Rahmen einer Schenkung übernommen. Darunter befindet sich ein Tourenwagen aus dem Jahr 1924 ebenso wie ein Paar Schlittschuhe, die Carl Benz laut Überlieferung eigenhändig für sich selbst gefertigt hatte, diverse Möbel sowie zahlreiche Fotos, Briefe und weitere Archivalien. Und eben auch das Lieferverzeichnis der Familie Benz aus den ersten Jahren des wirtschaftlichen Erfolgs, die zeigen, wie groß der Wettlauf um die Vorherrschaft im Automobilbau war.
Wo im TECHNOSEUM? Ab dem 17.3.2017 in der Dauerausstellung Automobilbau auf der Ebene F.
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