Wo drückt denn der Schuh? Mit dem Schucoskop konnte man das noch bis in die 1960er Jahre feststellen.
Durchleuchtet bis zum kleinen Zeh
Als Wilhelm Röntgen 1895 die Röntgenstrahlen entdeckte, konnte er noch nicht ahnen, dass es die Strahlen in Form eines Schucoskops sogar bis ins nächste Schuhgeschäft schaffen würden. Wie so oft, gab das Militär dabei den Anstoß: Weil man im Ersten Weltkrieg viel Erfahrung im Röntgen von verletzten Füßen der Soldaten sammeln konnte und einen gut sitzenden Stiefel als das wichtigste Kleidungsstück erkannte, wurde viel Energie in die Entwicklung eines Gerätes entwickelt, das die Füße röntgen und zeigen konnte, ob ein Schuh zu eng ist. 1920 wurde das erste Pedoskop bzw. Schucoskop in Boston der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Es folgten zwischen 1920 und 1950 weitere 10.000 Geräte allein in den USA, die dazu dienen sollten, zu prüfen, ob ein Schuh passte und die Zehen genügen Bewegungsfreiheit hatten.
Wissenschaftlich belegt
Das Schucoskop setzte sich schnell auch in Europa durch und erlebte seinen Aufstieg mit dem Aufkommen der Schuh-Massenproduktion dank Medizin und Marketing: Es versprach den passenden Schuh, für jeden Fußtyp, auf wissenschaftlicher Basis und mit modernster Röntgentechnik belegt. Dabei waren vor allem Kinder und Eltern die Zielgruppe: Für Kinder war das Gerät ein faszinierendes Spielzeug, das das lästige Anprobieren erträglicher machte. Eltern gab es das gute Gefühl, den richtigen, gesunden Schuh für ihr Kind zu finden.
Strahlende Füße – strahlende Kunden
Das Schucoskop, das im TECHNOSEUM zu sehen ist, wurde von der Schelmer & Co. AG in Hagen 1956 hergestellt. Um zu sehen, wie der Fuß in den ausgewählten Schuh passte, musste sich der Kunde auf das Podest stellen – für Kinder gab es einen speziellen hohen Sockelaufsatz – und seine Füße in das Gerät stecken. Zwei Griffe ermöglichten dabei einen festen Halt. Im Unterbau befanden sich die Röntgenröhren, die nach oben hin und damit durch den Fuß hindurch strahlten. Durch Seitenschlitze im Schucoskop, die oben und seitlich angebracht waren, konnten der Kunde und der/die Schuhverkäufer/in den Sitz des Schuhpaares begutachten.
Das Ende für das Schucoskop
Erst in den 1950er Jahren wurden Untersuchungen angestellt, die belegten, dass von den Geräten eine außerordentlich hohe Strahlenbelastung ausging. Wer also bei einem Schuhkauf gleich mehrmals das Gerät zur Passform befragte oder als Schuhverkäufer/in arbeitete, hatte sich einer gefährlich erhöhten Strahlung ausgesetzt. Anfang der 1960er Jahre wurden die Geräte schließlich verboten und verschwanden damit wieder aus den Schuhgeschäften.
Wo im TECHNOSEUM? In der aktuellen Sonderausstellung „Herzblut – Geschichte und Zukunft der Medizintechnik“ ab dem 5. November 2014 bis zum 7. Juni 2015 zu sehen.
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