Die Einführung des 8-Stunden-Tages, wie er heute die Regel darstellt, ging ein langer Kampf der Arbeiterbewegung auf der ganzen Welt voraus. Der Arbeiter-Chronometer, der in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen ist, ist auch ein Zeugnis dieses Kampfes.

Die Industrialisierung markiert einen wesentlichen Einschnitt für das Zeitempfinden der Menschen: Zeit wurde knapp und kostbar und es galt, sie sinnvoll zu nutzen, um den ökonomischen Anforderungen gerecht zu werden. Die Fabrikuhr strukturierte den Tages- und Arbeitsablauf, Kontrolluhren sorgten dafür, dass die Arbeitszeiten eingehalten wurden. Und wer es sich leisten konnte, trug Taschenuhren, um die aktuelle Uhrzeit stets bei sich zu haben.

Kampf für einen geregelten Arbeitstag
Nachdem sich die erste Internationale 1876 aufgelöst hatte, wurde innerhalb der sozialistischen Bewegung aus Parteien und Gewerkschaften der Wunsch immer größer, über die eigenen Ländergrenzen hinweg zu interagieren; so fand der internationale Arbeiterkongress im Juli 1889 in Paris statt. Eine der gemeinsamen Forderungen: Die Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages. Schon der Chemnitzer Metallarbeiterstreik 1871 stand unter dem Zeichen der Arbeitszeitverkürzung, hier wurde noch für den 10-Stunden-Tag gekämpft – wie auch noch 1903/1904 bei den Crimmitschauer Textilarbeiterinnen. Die Frage nach der Arbeitszeit – so erläuterte Karl Marx 1865 in seiner Schrift „Lohn, Preis, Profit“ – ist zentral für die junge Arbeiterbewegung, denn „Zeit ist der Raum zur menschlichen Entwicklung. Ein Mensch, der nicht über freie Zeit verfügt, dessen ganze Lebenszeit – abgesehen von rein physischer Unterbrechung durch Schlaf, Mahlzeiten usw. – von seiner Arbeit für den Kapitalisten verschlungen wird, ist weniger als ein Lasttier“.

Forderungen im Taschenformat
Diese Argumentation ist auch auf dem Arbeiter-Chronometer zu finden: Auf der Vorderseite ist die Parole „Arbeiter aller Länder vereinigt euch zur Vertheidigung euerer Rechte“ eingraviert, auf der Rückseite steht die Forderung „Wir wollen 8 Stunden zur Arbeit, 8 Stunden, um uns auszubilden, 8 Stunden um uns auszuruhen“. Die Taschenuhr gehörte im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den Statussymbolen der Arbeiter, sie war Bestandteil des sorgsam gehüteten Sonntagsanzugs. Die Symbolik, die sich mit der eigenen Uhr verbindet, beschrieb der britische Historiker E.P. Thompson: Die eigene Uhr bedeutete, die Arbeitszeit selber im Blick zu haben und sich nicht auf die Uhren der Unternehmer, die in den Fabriken hingen, verlassen zu müssen. Der Arbeiter hatte so nicht nur die Zeit stets vor Augen, sondern auch das gemeinsame Arbeiterziel im Blick.

Wo im TECHNOSEUM? Zu sehen in der aktuellen Sonderausstellung „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863-2013“.