Ob Zigaretten, Briefmarken oder Süßigkeiten: Automaten, an denen man für ein paar Münzen etwas kaufen kann, gibt es auch heute noch im Straßenbild. Ihre große Zeit aber hatten sie um 1900. Meist waren sie auffällig gestaltet, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen – so wie der Schokoladenautomat mit dem Relief einer bunten Windmühle, der im TECHNOSEUM ausgestellt ist. Gebaut von der Dresdner Verkaufsapparate AG im Jahr 1907, war er mit Naschereien bestückt, die damals für einen Großteil der Bevölkerung einen gerade noch bezahlbaren Luxus darstellten.

Konsum auf Knopfdruck
Die ersten Warenautomaten entstanden in den 1870er Jahren in den USA. In Deutschland war es der Kölner Schokoladenproduzent Stollwerck, der diese neuartigen Geräte erstmals aufstellte, um so neue Sorten zur Verkostung anzubieten. Die Obrigkeit äußerte Kritik und sorgte sich um die Volksgesundheit, die Kirche sah in den Apparaten eine Bedrohung der Sonntagsruhe. Doch das tat dem Erfolg der „Groschengräber“ keinen Abbruch: 1887 gab es allein in München um die 1.500 Exemplare – und das waren nur diejenigen für Schokolade. Doch auch anderes wurde bald auf diese Weise feilgeboten, von Produkten wie Parfüm und Postkarten über Dienstleistungen wie das Wiegen des eigenen Körpergewichts bis hin zu Unterhaltung, etwa mit Musikautomaten. Diese hingen im öffentlichen Raum, aber auch in Gaststätten oder wurden auf Jahrmärkten aufgestellt.

Idyll mit Müller, Bauer und Esel
Bestückt war der gusseiserne, 36 Kilogramm schwere Süßigkeitenautomat mit Leckereien der „Richard Selbmann Dampf-Chocoladen- und Zuckerwaarenfabrik“ aus der Dresdener Neustadt. Die Laufkundschaft mit Lust auf etwas Süßes konnte sich gegen Einwurf eines Groschens sogar zwischen verschiedenen Produkten entscheiden: Zur Auswahl standen „Dessertstangen“ und „Süßigkeiten mit u. ohne Überraschung“. Während der Automat mit seinem ländlichen Motiv eher traditionell daherkommt, handelte es sich beim Hersteller um ein modernes sächsisches Industrie-Unternehmen mit über 20 Zweigstellen und einem Werk, das auf die damals hochmoderne Dampfkraft setzte. Offensichtlich wusste man in der Firma aber auch ganz genau, dass die eigenen Produkte in einem ungewöhnlich gestalteten Automaten am Straßenrand am besten zur Geltung kamen.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene E.