1967 wurde der Ro 80 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt vorgestellt. Unter der Haube verbarg sich ein Rotationskolbenmotor des Erfinders Felix Wankel, dem Ingenieure damals eine große Zukunft voraussagten. Im TECHNOSEUM, das den Nachlass von Felix Wankel aufbewahrt, ist ein Ro 80 zu sehen – und zwar der „Silberlöwe“: So nannte Wankel seinen Privatwagen, in dem er sich chauffieren ließ. Weil er stark kurzsichtig war, hatte der Erfinder nämlich keinen Führerschein.

Felix Wankel 1967 vor seiner ehemaligen Heidelberger Werkstatt und mit seinem Ro 80-Exemplar.

Traumauto der Zukunft
Wankel tüftelte bereits seit den 1920er Jahren an diesem Motor. In den NSU Motorenwerken aus Neckarsulm fand er einen kleinen, aber risikofreudigen Hersteller, der diesem neuartigen Antrieb eine Chance gab. 1963 kam mit dem Wankel Spider der erste Pkw mit Wankel-Motor auf den Markt, vier Jahre später folgte der Ro 80. Fachleute wie Kunden feierten sein extravagantes Aussehen: Weil der Rotationskolbenmotor kleiner und leichter war als ein herkömmlicher Hubkolbenmotor, konnte NSU-Designer Claus Luthe die Wagenfront sehr flach konstruieren, so dass sich auch der Luftwiderstand minimierte. Die innovative und vibrationsfreie Antriebstechnik und das damit verbundene Fahrgefühl machten den Ro 80 zu einem modischen und zukunftsorientierten Traumauto der gehobenen Mittelklasse – vergleichbar mit dem Image der Tesla-Fahrzeuge in heutiger Zeit.

Technische Mängel, desaströse Folgen
Die neue Technik war jedoch anfällig und wurde den hohen Ansprüchen nicht gerecht. NSU musste zahlreiche Motoren im Werk überprüfen bzw. austauschen, aus Kulanz sogar kostenlos. Seitdem gibt es die Legende vom „Ro 80-Gruß“: Angeblich begrüßten sich Fahrer dieses Modells gegenseitig auf der Straße mit ausgetreckten Fingern, um anzuzeigen, wie viele Motoren sie bereits verschlissen hatten. Als die Kinderkrankheiten endlich behoben waren, war der Ruf des Ro 80 – und damit auch der des Wankel-Motors – kräftig ramponiert. NSU machte Verluste und musste 1969 mit Audi fusionieren.

Vorzeitiges und unverdientes Ende
Das endgültige Aus für den Ro 80 kam mit der Ölpreiskrise, denn auch der exorbitant hohe Benzinverbrauch war ein Problem: Er lag je nach Fahrweise zwischen 10 und 17 Litern für 100 Kilometer. 1977 wurde die Produktion dieses Wagens nach etwa 38.000 Stück eingestellt. Was blieb, war das innovative Design, das für nachfolgende Autogenerationen bei Audi, aber auch bei anderen Autoherstellern aufgegriffen wurde – und der bis heute von Audi verwendete Werbeslogan „Vorsprung durch Technik“. Dieser wurde einst zur Vermarktung des Ro 80 im Jahr 1971 entwickelt und erweist sich als so zeitlos, wie es die schlanken Linien des Ro 80 einst waren.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene F.