Sonnenuhren sind die ältesten Zeitmesser, die der Mensch entwickelt hat: Archäologische Funde in Ägypten zeigen, dass dort bereits im 13. Jahrhundert v. Chr. der Schattenwurf von Objekten benutzt wurde, um die Tageszeit zu berechnen. Auch noch im 18. Jahrhundert und als es schon längst Pendel- und Taschenuhren gab, wurden Sonnenuhren gebaut. Der Grund: Sie waren sehr präzise und vergleichsweise leicht. Die im TECHNOSEUM ausgestellte Öhrsonnenuhr, eine sogenannte äquatoriale Tischsonnenuhr, ist ein solches tragbares Zeitmessgerät: gut 40 Zentimeter hoch und „nur“ 22 Kilogramm schwer.

Minutengenaue Präzision
Im Unterschied zu herkömmlichen Sonnenuhren arbeitete die Öhrsonnenuhr mit einer Lochblende, der Öhre: Das Visier musste vom Benutzer so lange gegen die Sonne gedreht werden, bis Licht durch dieses Loch auf eine bestimmte Markierung fiel. Das auf diese Weise eingestellte Visier übertrug mit Zahnrädern seine Position auf einen Stunden- und einen Minutenzeiger: Auf dem Ziffernblatt konnte man nun minutengenau die Uhrzeit ablesen.

Vorkenntnisse und Geduld erforderlich
Nichtsdestotrotz war die Zeitmessung mit diesem Instrument aus heutiger Sicht umständlich und langwierig: Vor dem Gebrauch musste erst einmal die Äquatorhöhe eingestellt und die Sonnenuhr nach dem Meridian ausgerichtet werden. Wer die Uhrzeit wissen wollte, musste also die geographische Breite seines Aufenthaltsortes kennen. Deshalb lag dem Gerät normalerweise eine Art Gebrauchsanweisung bei. Und um sicher zu sein, dass der Benutzer die Öhrsonnenuhr in der korrekten Position aufgestellt hatte, musste er einen ganzen Tag abwarten, ob die Sonne durch die Öhre auch wirklich durchgehend auf die Markierung fiel. Erst danach konnte er verlässliche Uhrzeiten ablesen.

Eine Uhr für die Uhr
Philipp Matthäus Hahn (1739 – 1790) war eigentlich Pfarrer, begeisterte sich aber schon seit seiner Kindheit für die Astronomie. Er galt als einer der besten Uhrenmacher seiner Zeit – und das als reiner Autodidakt. Hahn konstruierte die Öhrsonnenuhr im Jahr 1777 vor allem, um mechanische Uhren zu überprüfen und nachzujustieren. Eigentlich war sie bloß Beiwerk und wurde mitgeliefert, wenn ein Kunde eine Taschen- oder Stand-Räderuhr bei ihm bestellt hatte. Die Öhrsonnenuhr im TECHNOSEUM gehört zum Inventar der Mannheimer Sternwarte, das im Museum verwahrt wird.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene A.