Sammlungsarbeit ist oft richtige Detektivarbeit. Name und Alter des „Verdächtigen“ herauszufinden gehört zum Alltagsgeschäft. Gerade bearbeitet unser Museologe Bernd Kießling eine Sammlung historischer Radioteile, darunter auch einen Bestand an historischen Kopfhörern. Anhaltspunkte für die Recherche bieten dabei etwa eingravierte Ziffern und Firmennamen, die oft nur mit Hilfe des Mikroskops entziffert werden können.
Manchmal reichen aber Sachverstand und Spürsinn allein nicht aus, um einem Kopfhörer den Hersteller und das Baujahr zuzuweisen. Zum Beispiel, wenn das Objekt etwa gar nicht aus Deutschland, sondern aus Frankreich stammt, wie in unserem Fall. Der Hersteller ist kaum zu entziffern, aber die Adresse in Paris steht fest. Gut, dass internationale Zusammenarbeit in der Museumsarbeit selbstverständlich ist und auf die Unterstützung der Kollegen Verlass ist:
Der Workflow begann mit einer Mail, die die entsprechenden Bilder beinhaltete, an Marine Martineau, die als Registrarin bei einer Kunstspedition in Paris arbeitet. Sie leitete die Anfrage weiter an Thierry Lalande, Sammlungsbetreuer am Conservatoire National des Arts et Métiers. Der Kollege schaute sich alle Bilder und Informationen zusammen mit seiner Kollegin Marie Sophie Corcy an und entschied daraufhin, die Anfrage an den Experten für historische Telekommunikation in Frankreich, Frédéric Nibart, weiterzuleiten.
Innerhalb weniger Tage hatten wir schon die gesuchten Informationen: Der Kopfhörer wurde von der Société Industrielle des Téléphones gebaut und es handelt sich um den Typ von 1924. Unser vorliegendes Exemplar wurde exakt im Juli 1928 hergestellt. Wieder ist ein Rätsel gelöst und wir hoffen, unsererseits mal den französischen Kollegen weiter helfen zu können.
Angela Kipp, TECHNOSEUM
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