Der gelernte Schrift- und Maschinensetzer Herbert Schmitt kennt die Linotype in- und auswendig.

Wer schnell etwas wissen möchte, schaut einfach im Internet nach. Bei vielen Exponaten, die zum Teil Jahrhunderte alt sind, kann die schnelle Informationsbeschaffung auch mal etwas komplizierter sein. Zwar gibt es etliche Recherchemöglichkeiten für Museen, die benötigten Informationen zu finden, aber bei praktischen Fragen etwa stoßen auch wir gelegentlich an unsere Grenzen. Einen wahren Schatz an Wissen bringen hier unsere über 100 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich, die ihre langjährige Erfahrung mit den Kolleginnen und Kollegen im Museum teilen und ihr Wissen so weitergeben. Einen der vielen ehrenamtlichen Kollegen möchten wir hier stellvertretend vorstellen: Herbert Schmitt, der sich mit seiner langjährigen Berufserfahrung aktuell um die Pflege und Wartung unserer Linotype in der Druck- und Satzabteilung kümmert.

Kompetenz aus jahrelanger Erfahrung
Eigentlich wollte der heute 85-jährige Herbert Schmitt aus Heidelberg Feinmechaniker werden. Gegen Ende des 2. Weltkrieges war es allerdings schwierig, seinen beruflichen Lebensweg frei und nach eigenen Wünschen zu gestalten und so begann der damals 14-Jährige eine Ausbildung als Schriftsetzer und anschließend Maschinensetzer bei der Heidelberger Verlagsanstalt, wo er unter anderem für die Rhein-Neckar-Zeitung Anzeigen und Texte setzte. Über 30 Jahre lang arbeitete er dabei an den verschiedenen Modellen der Linotype und bekam mit, wie sich die Technik im Lauf der Jahrzehnte stetig verbesserte. Sich nach all den Berufsjahren wieder in die Materie einzuarbeiten, war überhaupt nicht notwendig, Herbert Schmitt beherrscht die Setzmaschinen aus dem FF. „Die Linotype ist heute noch ein Wunderwerk der Technik, die sorgsam behandelt werden möchte“, weiß Herbert Schmitt. „Bei einem 8-stündigen Dienst war es etwa vorgeschrieben, eine halbe Stunde für das Putzen der Maschine zu verwenden“, erinnert sich der Linotype-Experte. War nämlich die Matrize nicht sauber, fiel sie nach und es konnte ein sogenannter „Fallfehler“ entstehen: Die auf unterschiedlich langen Fallwegen im Sammler ankommenden Matrizen überholten sich, was zu einem sinnentstellten Buchstabendreher führte, wie zum Beispiel „Wein“ statt „Wien“.

Renate Dölzer führt Besuchern die Funktionweise der Linotype vor.

Wartungsintensive Arbeiten professionell ausgeführt
Seit dem vergangenem Jahr kann das TECHNOSEUM auf die jahrelange Erfahrung des Linotype-Experten zurückgreifen: „Auf dem Mosbacher Buchmachermarkt, den der Verein „Druckwerkstatt Mosbach e.V.“ veranstaltet, und auf dem ich Vorführungen mit der Linotype mache, bin ich im vergangenen Jahr von Renate Dölzer, die die Druck- und Satzabteilung im TECHNOSEUM betreut, angesprochen worden, ob ich es mir nicht vorstellen könnte, sie bei der Linotype fachlich zu unterstützen. Seitdem bin ich ein paar Mal im Jahr im Haus, um die Setzmaschine zu warten und für Vorführungen fit zu machen“, so der 85-Jährige. Aktuell ist er mit der aufwändigen Reinigung der Matrizen, die in mehreren Kanälen untergebracht sind, und sämtlicher Tasten der Linotype beschäftigt. Zusätzlich ölt er sie durch und schaut die Setzmaschine komplett durch. „In Zukunft würde ich gerne an ihr Vorführungen für Besucher machen“, wünscht sich Herbert Schmitt. Das wünschen wir uns auch!