Drei Monate hat Sandra Mannheim und das TECHNOSEUM besucht.

Seit fünf Jahren kooperiert das TECHNOSEUM mit dem Shanghai Science and Technology Center in China. Zu dieser Kooperation gehört ein jährlicher Mitarbeiteraustausch. „Sandra“ Jin ist noch bis Ende des Jahres in Mannheim und berichtet hier im TECHNOblog von ihren Erfahrungen und Erlebnissen während ihres Deutschlandbesuchs.

„Die Zeit rennt, die Blätter fallen. Je näher Weihnachten heranrückt, desto mehr wird mir bewusst, dass ich bereits über 2 Monate in Deutschland bin. Als ich im September in Deutschland ankam, war es draußen warm und überall grün. Es kommt mir vor wie gestern. Ich habe in den vergangenen Wochen eine erlebnisreiche Zeit am TECHNOSEUM gehabt. Es gibt so viele großartige Erfahrungen und Erinnerungen, die ich mit meiner Familie und meinen Kolleginnen und Kollegen in Shanghai teilen werde. Das TECHNOSEUM ist ein sehr inspirierendes Museum. Dies schließt die Architektur, die Ausstellungen, die grüne Umgebung und sogar die Kaninchen, die sich rund um das Museum tummeln, mit ein. Ich denke, ich werde an den Lonely Planet schreiben, dass sie Mannheim und dem Museum ein paar Zeilen widmen sollen.

Experimentelles Museum
Die Kombination aus historischen Inszenierungen und experimentellen Bereichen gefällt mir am TECHNOSEUM am meisten. Es ist beeindruckend die historischen Maschinen aus der Zeit der Industrialisierung im Zusammenhang mit dem sozialen Leben und Alltag der Menschen von damals zu sehen, um dann die technischen Prinzipien an den Experimentierstationen für sich nachvollziehen zu können.

So wird das Planetarium in Shanghai aussehen.

Astronomische Vorbilder
In Shanghai planen wir derzeit den Bau eines Planetariums, das für das Shanghai Science & Technology Museum zum Alleinstellungsmerkmal werden soll. Als ich die vielen historischen astronomischen Exponate im Museum gesehen habe, war es für mich sehr hilfreich zu sehen, wie Astronomie präsentiert wird und wie bei den Besuchern ein Verständnis für die Geschichte der Mannheimer Sternwarte aufgebaut wird. Auf Wikipedia habe ich im Anschluss eine englische Einführung zum Thema gefunden und mit der Hilfe der Museumspädagogin Anke Neuhaus den ehemaligen Kurator Kai Budde kennengelernt. Er gab mir zu jedem astronomischem Instrument eine detailreiche Erklärung – ein sehr spannender und aufschlussreicher Nachmittag. Die Sammlung der Sternwarte ist wirklich sehr beeindruckend.

Kurz nach meiner Ankunft in Mannheim konnte ich auch bei der Wiedereröffnung des Planetariums in Mannheim mit dabei sein und durfte die fortschrittlichen Projektionssysteme kennenlernen: Das Planetariumsgerät von Zeiss, das sogenannte UNIVERSARIUM, und die Kommandozentrale powerdome III, die das Planetarium neu im Einsatz hat und den Besuch nahezu zu einem Science Fiction-Erlebnis macht. Auch die neue Bestuhlung, bequem und in verschiedene Richtungen drehbar, muss an dieser Stelle erwähnt werden.

Sandra bot Führungen auf chinesisch im TECHNOSEUM an.

Auf Chinesisch bitte
Zum Mitarbeiteraustausch gehört es auch, Führungen auf Chinesisch anzubieten: Zwei Mal durfte ich Sprachschüler, die chinesisch lernen, durch das Museum führen. Die Herausforderung dabei war es, deutschen Muttersprachlern die deutsche Technikgeschichte auf Chinesisch und Englisch nahezubringen. Ich habe mich entschieden, etwas über die chinesische Kultur zu erzählen. Weil ich lieber Exponate erläutere als bekannte Geschichten zu erzählen, habe ich versucht zu erläutern, wie ähnlich oder unterschiedlich die Exponate jeweils im Vergleich zur chinesischen Kultur sind. Die Brachistochrone etwa, die eine reibungsfreie Bahn zwischen einem Anfangs- und einem gleich hoch oder tiefer gelegenen Endpunkt beschreibt, habe ich mit den kurvigen Dachziegeln chinesischer Paläste verglichen. Ich glaube, der Vergleich kam ganz gut an.

Herbstliches Farbenspiel
Was man im TECHNOSEUM einfach gemacht haben muss, ist das Drucken in der Druckabteilung. Hier habe ich etwa mit Hilfe eines Kollegen einen Kalender gedruckt, bei dem auch Blätter zum Einsatz kamen. Überhaupt sind Blätter das Stichwort: Einen Großteil meiner Erinnerungen werden die wunderschönen Herbstfarben und die scheinbar ewigen Felder, Wiesen und Wälder ausmachen. Auch das deutsche Brot hat bei mir einen Eindruck hinterlassen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen haben wir an einem Tag gemeinsam Laugenbrötchen gebacken, ein tolles und vor allem leckeres Erlebnis. Ich weiß allerdings auch: Mein erstes Mal Brotbacken war nur deshalb so erfolgreich, weil ich gute Lehrer an meiner Seite hatte!

Austausch zwischen Kollegen
In Shanghai beschäftige ich mich gerade damit, wie man mit dem Einsatz von Beacons und Wifi den Ausstellungsbesuch gestalten und führen kann. Auch bei diesem Thema konnte ich mich gut den Kollegen in Mannheim austauschen und die Vor- und Nachteile diskutieren.
Bevor ich nach Shanghai zurückkehre, stehen noch zwei Reisen an: Zum einen zum Haus der Astronomie in Heidelberg, wo ich mich mit den Kollegen darüber austauschen möchte, wie man Themen der Astronomie vermitteln kann. Zum anderen werde ich das Deutsche Museum in München besuchen, um mir dort die unterschiedlichsten Teleskope anzuschauen. Der Austausch zwischen den Häusern ist für uns enorm wichtig.

Was meinen Aufenthalt in Mannheim ebenso bereichert hat, waren die vielen Eindrücke rund um das Museum. Ich durfte etwa das Depot besichtigen und eine Fahrt mit dem Polizeiboot machen. Auch privat haben sich viele  Treffen mit den Kolleginnen und Kollegen ergeben; wir haben zusammen gegrillt, ein Science Festival, Kinos und diverse deutsche Restaurants besucht und vieles mehr. Ich habe die Zeit sehr genossen und bedanke mich schon jetzt bei allen für ihre Unterstützung und ihre Gastfreundschaft!

„Sandra“ Jin