Der Gabelstapler ist im Depot unersetzlich.

Zugegeben, wenn Kollegen aus den Kunstmuseen Sammlungen übernehmen, könnte man manchmal vor Neid erblassen. Rembrandt, Goya, Cranach… Zwar ist unser AEG Magnetophon K2 rarer als eine blaue Mauritius, aber es entfacht eben nur bei wenigen Begeisterungsstürme. Und ob die Mona Lisa oder unsere Dampflok „Eschenau“ mehr Kinderaugen zum Strahlen gebracht hat, wäre eine Wette wert. Technikliebhaber müssen aber zugeben, dass bei der Benennung technischer Geräte der Glamour oft zu kurz kommt.

Von Berlin nach Mannheim
Als jetzt die Sammlung des Deutschen Rundfunkarchivs angeliefert wurde, wurden wir für vieles entschädigt. Etwa 1.500 Geräte des ehemaligen Deutschen Rundfunkmuseums haben wir in den vergangenen Wochen von diversen Lastwagen geladen und in unseren Depots eingelagert. Selbstverständlich musste auch abgeglichen werden, ob alles, was in Berlin war, auch sicher in Mannheim gelandet ist. Bei dieser Kontrolle konnten wir uns dann plötzlich doch ein bisschen so fühlen wie die Kollegen aus den Kunstmuseen – oder doch eher wie Reiseveranstalter und Standesbeamte?

Die Kolleginnen und Kollegen im Depot wissen genau, wo sich welcher Fernseher befindet.

Ein Rembrandt für daheim
Sachsenwerk bzw. Rafena in Radeberg gaben ihren Fernsehgeräten klingende Künstlernamen wie Rembrandt, Dürer oder Cranach. Philips hingen zwar an ihren kryptischen Typenbezeichnungen wie „23TD321A“, die Beinamen lesen sich aber ebenfalls wie ein „Who is Who?“ der Kunstgeschichte: Raffael, Leonardo, Michelangelo, Tizian, Bellini, Goya und schon wieder ein Rembrandt, diesmal von 1962. Blaupunkt träumte sich dagegen in südliche Urlaubsparadiese, hier stoßen wir auf „Toskana“ und „Sevilla“. Adelig wurde es bei Graetz mit „Landgraf“ und „Markgraf“. Nordmende schickte einen „Diplomat“ ins Feld, Philips einen „Mediator“, die Marketingspezialisten von Loewe entschieden sich gar für einen „Optimat“. Einen anderen Weg schlugen die VEB Fernsehgerätewerke Staßfurt ein: Hier sorgte eine Ines, Marion oder Sibylle für den guten Ton und gutes Bild. Und falls nicht – wer könnte einem Gerät mit einem so hübschen Namen schon ernstlich böse sein?

Wir in der Sammlungsabteilung können uns allerdings von den klingenden Namen nicht blenden lassen. In den nächsten Monaten geht es darum, die Sammlung zu sichten, zu sortieren und zu erfassen. Dann müssen sie noch so verpackt werden, dass ihnen die nächsten Jahrzehnte nichts passiert und sie trotzdem jederzeit zur Verfügung stehen: der „Zauberspiegel“ ebenso wie der „Bildmeister“, die „Lady“ und ihr „Kornett“ – und natürlich auch der eine oder andere „Rembrandt“.

Angela Kipp, Depotleitung TECHNOSEUM