Der neueste Zugang in der Autosammlung ist ein echter Exot: Nur fünf Exemplare wurden vom so genannten Uni-Car zu Beginn der 1980er Jahre gebaut. Und nur vier davon waren fahrfähig! Doch damit fangen die Besonderheiten erst an: Treibende Kraft bei der Entwicklung war das Bundesministerium für Forschung und Technologie. Man wollte herausfinden, wie die bis zum Jahr 2000 angestrebten Richtwerte bei Abgas-, Geräuschemission und Energieverbrauch mit neuer Technik erreicht werden könnten.
Forschungsobjekt Auto
Der Forschungsauftrag war mit einem Volumen von 110 Millionen DM angesetzt und erregte nicht nur bei der Automobilindustrie Interesse. Es meldete sich auch eine Hochschularbeitsgemeinschaft aus den kraftfahrtechnischen Instituten der Universitäten Aachen, Berlin, Stuttgart und Darmstadt. Aus ihren Überlegungen ging das Uni-Car hervor. Der Wagen sollte strömungsgünstig und leise sein und dabei zugleich größtmögliche aktive und passive Sicherheit bieten. Das Uni-Car wurde am 14. September 1981 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und anschließend auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Im Anschluss folgten umfangreiche Tests.
Ideengeber Uni-Car
Das Uni-Car sollte allerdings nie in Serie gehen, sondern nur Lösungen anbieten, die entsprechend in andere Serienfahrzeuge einfließen könnten. Der Cw-Wert – der Indikator für die Aerodynamik eines Fahrzeugs – war mit 0,24 sehr niedrig. Die meisten modernen Kraftfahrzeuge, selbst teure Sportwagen, liegen auch heute noch darüber! Mit Anbauteilen aus Polyurethanschaum sollten Fußgänger und Radfahrer einen Unfall besser überstehen können. Ein spezieller Seitenkollisionsschutz, Luftdrucküberwachung der Reifen sowie ein stufenloses Automatikgetriebe sind inzwischen in vielen Fahrzeugen erhältlich. Der glatte Unterboden und die Gasfeder-gedämpfte Niveauregulierung fanden ihren Weg hingegen nicht in die Großserie. Trotz des Prototypcharakters kann man sich das Uni-Car auch heute noch im Straßenverkehr vorstellen: Designanleihen wurden damals offenbar von Citroën, Opel, VW und vielleicht De Lorean genommen. Der Innenraum verspricht mindestens vier Insassen Platz und Bequemlichkeit, der Kofferraum liegt auf dem Größenniveau handelsüblicher Kombis.
Auto der Zukunft
Unser Uni-Car stand viele Jahre in Berlin an der Technischen Universität auf einem alten AEG-Werksgelände. Wie es das Auto in einen Seminarraum geschafft hat, der in einem Obergeschoss liegt und nur durch eine schmale Luke erreicht werden konnte, ist uns schleierhaft. Jedenfalls wurde der Platz anderweitig gebraucht, das Versuchsfahrzeug benötigte man nicht mehr. So hat es ein Kran im Januar 2015 mühsam aus seiner luftigen Parkposition herausgehoben, um die Ausstellung des TECHNOSEUM zu bereichern. Zu sehen sein wird dieses seltene Exemplar künftig auf der Ebene F des Museums und ergänzt dort die Automobilausstellung perfekt. So kann der Besucher dann sehen, wie man sich vor 30 Jahren das Auto der Zukunft vorgestellt hat.
Dr. Hajo Neumann, Sammlungsreferent TECHNOSEUM
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