Das Amphibienfahrzeug ist Teil der Dauerausstellung im TECHNOSEUM.

Fahren oder doch lieber schwimmen? Mit dem Amphicar konnte man sich als Autofahrer ruhig diese Frage stellen. Das Amphibienfahrzeug war für seinen Erfinder Hans Trippel sein Lebensinhalt.

Erste Versuche als Autodidakt
1908 im hessischen Groß-Umstadt geboren, sollte Hans Trippel als Sohn eines Kaufhausbesitzers eigentlich Feinkostkaufmann werden, um eines Tages das elterliche Geschäft übernehmen zu können. Doch die Autotechnik interessierte den jungen Tüftler, der sich als Autodidakt das technische Wissen selbst über die Jahre angeeignet hatte, mehr. Der 24-Jährige lieh sich von seinem Vater 500 Mark und kaufte sich einen alten DKW, den er nach seinen eigenen Ideen in seiner Werkstatt, einem ehemaligen Pferdestall, umzubauen begann. Aus dem DKW wurde schließlich ein „Land-Wasser-Zepp“, das erste Auto von Trippel, das wassertauglich war. Eine Versuchsfahrt im Dezember 1934 verlief allerdings weniger erfolgreich: Der Wagen ging unter und Trippel musste schwimmend wieder ans Ufer zurück. Drei Tage später stand der Wagen wieder fahrbereit an Land.

Produktion für die Wehrmacht
Trippels Ideen und Versuche hatten sich bis nach Berlin rumgesprochen, so dass er im Oktober 1936 auf Einladung des Kriegsministers Blomberg sein Wasserfahrzeug Adolf Hitler vorstellen durfte. Trippel, seit 1930 Parteimitglied der NSDAP, bekam einen Entwicklungszuschuss von 10.000 Reichsmark, mit dem er in Homburg ein Unternehmen aufbaute: Mit 250 Mitarbeitern baute er weiter an seinen Amphibienfahrzeugen, die speziell auf die Bedürfnisse des Militärs eingingen und bis zu 16 Personen im Wasser transportieren konnten. 20 Fahrzeuge des Typs SG-6 Amphibium gingen an die Wehrmacht. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sollte die Produktion ausgeweitet werden; die „Bank der Deutschen Luftfahrt“ kaufte Trippel das Bugatti Werk im elsässischen Molsheim, wo im Januar 1941 die Trippel-Werke GmbH gegründet wurde und der SG-6 in Serienproduktion ging. Bis 1945 wurden hier über 1000 Fahrzeuge und Lufttorpedos sowie andere Rüstungsgüter hergestellt.

Das Amphicar bei seiner Restaurierung.

Neustart mit dem Amphicar
Nach Kriegsende wurde 1947 Hans Trippel als Wehrwirtschaftsführer von den Franzosen zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach drei Jahren wurde er begnadigt und konnte das Gefängnis verlassen. In den 1950er Jahren wurde Trippel dann wieder aktiv und produktiv. Er entwickelte 1957 den Prototyp „Alligator“, aus dem das weltberühmte Amphicar abgeleitet wurde. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h zu Lande und 12 km/h zu Wasser ging das Viersitzer-Cabrio ab 1960 bei der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik in Berlin in die Produktion. Mit einem Vierzylinderviertakt-Reihenmotor mit 1,2 Liter Hubraum und einer Leistung von 38 PS war das Amphicar der erste Schwimmwagen für die zivile Nutzung, das in die Großproduktion ging.

1 Amphicar = 2 VW Käfer
Das Amphicar, das im TECHNOSEUM zu sehen ist, stammt aus dem Jahr 1968. Insgesamt wurden nur 3.878 Fahrzeuge hergestellt, der Großteil davon in die USA exportiert. Doch leider lief der Absatz mehr als schleppend – die hohen Anschaffungskosten hielten viele der Verbraucher davon ab. Immerhin konnten sie sich für den gleichen Preis zwei VW Käfer kaufen. Zudem war der Wagen wartungsintensiv und seine Fahrleistungen nicht mehr zeitgemäß. Das Amphicar konnte sich wegen seiner geringen Größe auch auf dem amerikanischen Markt nicht durchsetzen.
Hans Trippel blieb seiner Leidenschaft aber treu, Amphibienfahrzeuge zu erschaffen. Den letzten Prototyp konstruierte er noch im Alter von 81 Jahren im Jahr 1990.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene F im Bereich Automobilbau