Die Stockpresse im TECHNOSEUM stammt aus der Maschinenfabrik Karl Krause aus dem Jahr 1875.

Die Kunst des Buchbindens ist älter als der Buchdruck. Mit der Erfindung des klassischen Buchdrucks und einem rasanten Anstieg der Buchproduktion ab dem 15. Jahrhundert waren Prozesse gefragt, die ein schnelleres Buchbinden ermöglichten. In dieser Entwicklung vom reinen Handwerk zur industriellen Produktion ist auch die Stockpresse zu sehen.

Vom Kloster in die bürgerliche Welt
Anfangs wurden die Bücher dort gebunden, wo sie auch geschrieben und gelesen wurden: In Klöstern banden Mönche ihre Werke für den Eigenbedarf. Ab dem 13. Jahrhundert gab es parallel die ersten hauptberuflichen bürgerlichen Buchbinder in den Universitätsstädten. Dort war der Wissensdurst besonders groß. Wer ein gebundenes Buch haben wollte, brachte das gedruckte Papier in der Regel vom Drucker zum Buchbinder, um es binden zu lassen. Und wer es sich leisten konnte oder ein besonders wertvolles Buch nicht aus der Hand geben wollte, bestellte sich den Buchbinder direkt ins Haus.

Drucken für die Masse
Mit der Erfindung des klassischen Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg begann auch der rasante Anstieg der Buchproduktion. Waren im 15. Jahrhundert noch 30.000 Titel erschienen, führte das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienen Drucke des 16. Jahrhunderts bereits 90.000 Titel auf. Experten schätzen, dass es damals noch weitaus mehr Titel gewesen sein könnten und gehen von bis zu 150.000 Werken aus. Gedruckt wurden vor allem Flugblätter und -schriften, wissenschaftliche Titel und volkstümliche Bücher. Die Anzahl der Menschen, die lesen und schreiben konnte, stieg enorm an und verschaffte der Buchproduktion weitere Dynamik. Für die Buchbinderei, die sich inzwischen in Zünften organisiert hatte, bedeutete dies, sich ebenfalls nach Verfahren umzuschauen, die ein schnelles Binden ermöglichten.

Gebunden und verbunden
Anfang des 18. Jahrhunderts tritt die Stockpresse in Erscheinung. Mit ihr konnte man mehrere frisch gebundene Bücher pressen, damit sie sich beim Trocknen nicht mehr verziehen. Die Stockpresse, die im TECHNOSEUM zu sehen ist, stammt aus der Maschinenfabrik Karl Krause aus dem Jahr 1875. Die Buchblöcke wurden dabei zwischen den Holzplatten versetzt zueinander gestapelt. Anschließend wurde die Spindel mit der gusseisernen Pressplatte abgesenkt. Indem man sie mit dem schweren gusseisernen Rad festzog, erzeugte man den Druck, der notwendig war, um die Buchseiten dauerhaft miteinander zu verbinden.

Vom Handwerk in die Fabrik
Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem Bedarf nach schnell und günstig produzierten Büchern hatten die Buchbinder im 19. Jahrhundert schwer zu kämpfen. Zwar schlossen sich viele Buchbinder zu Großbuchbindereien zusammen, doch gegen die Entstehung von Dampfbuchbindereien konnten sie nichts entgegensetzen. Der individuelle Einband durch die Handwerkshand musste dem einheitlich produzierten Verlegereinband weichen.

Wo im TECHNOSEUM? Auf der Ebene B im Bereich „Satz und Druck“.